Tumors, Fabi (AIOM): „Brustkrebs ist eine soziale Krankheit, psychologische Unterstützung ist notwendig.“

„Die Chemotherapie ist eine grundlegende Säule, wobei die schwerwiegendste Nebenwirkung der Haarausfall ist, der das Körperbild und die Selbstwahrnehmung beeinträchtigt.“ – Der nationale Kongress der AIOM geht heute zu Ende.
„Brustkrebs ist nicht nur eine Krankheit, die eine einzelne Frau betrifft: Er ist im Grunde ein sozialer Tumor. Die Diagnose Brustkrebs beeinflusst nicht nur die Betroffene selbst, sondern auch ihre Familie, Freunde, Kollegen und das gesamte soziale Umfeld“, erklärte Alessandra Fabi, nationales Vorstandsmitglied der Nationalen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (AIOM), gegenüber Adnkronos Salute auf der Abschlusskonferenz des 27. AIOM-Nationalkongresses, der heute zu Ende geht.
Mit 53.000 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs die häufigste Krebsart in Italien. Ein Screening-Programm zur Prävention der Erkrankung, das eine alle zwei Jahre durchgeführte Mammographie umfasst, existiert bereits. Schätzungen zufolge konnten in Italien in den letzten fünf Jahren dank innovativer Therapien und der durch das Screening gewährleisteten Früherkennung 13.660 Leben gerettet werden.
„Jede Frau, die mit dieser Krankheit konfrontiert wird, bringt ein ganzes Beziehungsgeflecht mit, das unweigerlich beeinflusst wird“, erklärt die Onkologin. „Deshalb konzentriert sich die Onkologie heute nicht mehr allein auf die klinischen Aspekte der Behandlung, sondern befasst sich auch mit den sozialen und psychologischen Dimensionen der Erkrankung. Man denke beispielsweise an die zunehmend zentrale Rolle von Angehörigen, die Bedeutung einer menschlichen Betreuung und die Lebensqualität der Patientinnen. Heute geht es nicht nur darum, die Nebenwirkungen von Behandlungen objektiv zu messen, sondern auch darum, – mithilfe von Fragebögen und digitalen Tools – die subjektiven Wahrnehmungen der Frauen zu erfassen, damit Ärzte diese verstehen und frühzeitig, oft schon vor dem nächsten Termin, eingreifen können. Dies ist der neue Schritt nach vorn in der Onkologie: die Entwicklung einer sozialorientierten Betreuungspolitik für Brustkrebs, in der psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität integraler Bestandteil des Behandlungsprozesses sind. Frauen selbst tragen zu diesem Wandel bei. Sie schließen sich immer häufiger Selbsthilfegruppen an, auch online, wo sie Erfahrungen, Gefühle und Strategien zur Bewältigung der Krankheit austauschen. Gerade aus diesen Gemeinschaften haben wir gelernt, wie wichtig es ist, der Erfahrung Raum zu geben, nicht nur der Behandlung.“
Auch innerhalb der AIOM habe die Aufmerksamkeit für diese Themen deutlich zugenommen, betont Fabi. „Auf dem diesjährigen nationalen Kongress waren mehrere Sitzungen nicht nur den therapeutischen Fortschritten gewidmet, sondern auch der Humanisierung der Pflege und der Rolle der Psychoonkologie als integralem Bestandteil der Behandlung.“ Trotz bedeutender wissenschaftlicher Fortschritte bleibe die Chemotherapie jedoch ein Eckpfeiler der Brustkrebsbehandlung – sowohl bei luminalem als auch bei HER2-positivem und triple-negativem Brustkrebs, so Fabi. „Viele Nebenwirkungen wie Neutropenie oder Übelkeit können wir mittlerweile wirksam behandeln, doch eine Nebenwirkung hat weiterhin erhebliche soziale Auswirkungen: Alopezie, der Haarausfall.“
„Haarausfall ist nicht nur ein sichtbares Zeichen der Erkrankung, sondern beeinträchtigt Körperbild und Selbstwahrnehmung tiefgreifend. In den Spiegel zu schauen und sich selbst nicht wiederzuerkennen, kann schmerzhaft sein, ebenso wie das Gefühl, von anderen beobachtet zu werden“, erklärt Fabi. „Deshalb ist die psychologische Dimension so wichtig: Die Psychoonkologie unterstützt Patient und Onkologe dabei, diese vorübergehende Veränderung gemeinsam zu bewältigen und auch während der Behandlung Selbstvertrauen und Identität zurückzugewinnen.“ „Alopezie hat einen Anfang und ein Ende, doch ihre symbolische Bedeutung kann tiefe Spuren hinterlassen. Zu lernen, mit dieser Phase zu leben, sie zu verarbeiten und zu überwinden, ist ein wesentlicher Bestandteil des Heilungsprozesses – nicht nur des Körpers, sondern auch der Seele“, schließt er.
Adnkronos International (AKI)




